Schon mal von der EAEVE gehört? Die European Association of Establishments for Veterinary Education, also der Europäische Dachverband der Tiermedizinischen Bildungsstätten hat sich neue Anforderungen für die Harmonisierung der Mindeststandards im Studienprogramm für Tierärzte in der Europäischen Union ausgedacht. Ziel ist es, auch die praktischen wie kommunikativen Fähigkeiten der Studierenden zu verbessern und deren Ersttagskompetenzen zu stärken.
Reichte es bisher aus, „einfach“ ein Praktikum in der vorgeschriebenen Länge in einer Tierarztpraxis oder Klinik nachzuweisen, sollen nun die Praktikumsstellen und auch die Studierenden bewertet werden. Hierdurch soll sich die Qualität der angebotenen Praktika wie auch die der Praktikant:innen verbessern.
Schon etliche Jahre finden sich Praktikumsgebende und Ausbildungswillige über die Datenbank „bpt Ausbildungspraxis“ auf der bpt Homepage. Bisher gab es dort eher weiche Kriterien für die Anmeldung, wie die Benennung eines/r Verantwortlichen für die Ausbildung, mindestens 3 Jahre praxisbezogene berufliche Erfahrung, die hauptberufliche Führung des Unternehmens und die Forderung, eine Hausapotheke zu führen und eine dem Stand der Wissenschaft gemäße apparative und räumliche Ausstattung für Diagnostik und Therapie bereitzuhalten. Warum gab es das immer schon beim bpt? Praktikant:innen von heute werden, wenn das Praktikum überzeugend war und die Chemie gestimmt hat, nicht selten die dringend gesuchten, hochmotivierten angestellten Kolleg:innen von morgen!
Zukünftig aber müssen für eine Zulassung als Ausbildungspraxis zusätzliche Voraussetzungen aufgrund der neuen EAEVE- Vorgaben erfüllt werden. Wohlgemerkt: Die hat sich nicht der bpt ausgedacht! Die Studierenden sollen die Praktikumsplätze nach verschiedenen Vorgaben bewerten: Allgemeine Fragen nach strukturierter Praktikumsvorbereitung, Beantwortung von Fragen zur Praxisführung oder Berufspolitik sind sicher eher auch wünschenswerte bpt- Domäne. Jede Praxis oder Klinik sollte aber interessiert sein am eigenen Ranking: Haben sich alle wohlgefühlt? Wurden die Vereinbarungen eingehalten? Gab es genug Zeit, die Ansprechperson zu löchern? Durfte man tatsächlich praktische Fertigkeiten gemäß der jeweiligen Praktikumslogbücher der Hochschulen üben, oder mussten doch nur der Tisch abgewischt und die Tiere fixiert werden? Von den Praktikumsgebenden genutzt werden kann diese Bewertung einerseits zur Bestätigung der Art, wie das Praktikum angeboten wird, aber auch als archivierte Gedächtnisstütze für ein eventuelles späteres Bewerbungsgespräch. Oder sollte man sich doch noch mal Gedanken machen, wie sich ein/e Studierende/r wirklich als zukünftiges eventuelles Teammitglied wertgeschätzt und betreut fühlen könnte?
Der Fragebogen wird demnächst auf der bpt Homepage zu finden sein und errechnet unkompliziert und digital ein hoffentlich positives Gesamtergebnis, das später auch öffentlich zu sehen sein wird, um den Studierenden einen Anreiz zu bieten. Umgekehrt sollen aber auch die Studierenden ein Feedback erhalten. Am Fragenkatalog arbeitet derzeit die Task Force Ausbildungspraxis des Jungen Netzwerkes. Da die Kenntnisse der Praktikumswilligen ja auch Rückschlüsse auf die Qualtität der Lehre in den einzelnen Hochschulen zulassen, ist der Fragenkatalog natürlich auch ein Baustein, der wiederum in das europäische Ranking der deutschen Fakultäten einfließen wird. Den Hochschulen wird also direkt und unmittelbar der Spiegel vorgehalten, eine Forderung, die von Praktikerseite ja schon lange im Raum steht.
Ungläubiges Kopfschütteln wird sicher zunächst eine andere Neuerung von Seiten der EAEVE (nicht vom bpt! 😉) hervorrufen, das neuerdings geforderte „minimal training to teach and to assess (wörtlich übersetzt: minimale Ausbildung zum Lehren und Beurteilen), das jede/r Praktikumsverantwortliche nun bald absolvieren muss, um überhaupt noch Praktikant:innen betreuen zu dürfen. In einer vierstündigen Schulung sollen Themen wie tierärztliche Ethik, Didaktik für das praktische und technische Training der Studierenden zur Erlangung von Tag 1- Kompetenzen und nicht zuletzt ein minimaler Qualitätsstandard vermittelt werden. Hier kommt der bpt mit seinen neuen Bronze-, Silber- und Goldstandards ins Spiel. Bronze, also die Einhaltung der ganz normalen gesetzlichen Vorschriften bezüglich z.B. Röntgenverordnung, Datenschutz, TÄHAV oder BWG, soll nach dem Beschluss des Bundesvorstandes in seiner letzten Sitzung Ende April nun bald zusätzliche Mindestvoraussetzung für die weitere Registrierung als bpt- Ausbildungspraxis sein. Das geforderte EAEVE Training wird sicher demnächst auch als online- Schulung angeboten. Der bpt favorisiert aber, ist ja schließlich ein Praktikerverband, die physische Variante.
Die rührige Task Force Ausbildungspraxis konnte sich mit ihrem Konzept durchsetzen, so dass sich beim bpt – Kongress am Samstag, dem 21.10.23 von 10 bis 15 Uhr die ausbildungswilligen Praxen und Kliniken kennenlernen und sich austauschen, gleichzeitig aber auch den erforderlichen vierstündigen Lehrgang absolvieren können. Spannend werden neben rechtlichen Aspekten (Haft- oder Schweigepflicht z.B.) und dem Ethikteil ganz sicher die Programmpunkte „Wie unterscheiden sich die praktischen Herangehensweisen an einen klinischen Fall an der Universität (z.B. 10 oder mehr Hände, alle denkbaren technischen Geräte) zu denen in der täglichen tierärztlichen Praxis (z.B. Zettel an der Tür „die Kuh mit der Nummer XY frisst nicht und steht in Box XY, sieh zu, wie du klarkommst….“) mit Fällen aus der Rinder- und der Kleintierpraxis. Auch die Impulse für das Praktikum zu den Themen Win- Win Situation für Beide, Onboarding, Sinn einer Praktikumsvergütung, Feedback- Gesprächen und Evaluierung unter Beteiligung vieler Mitglieder des Jungen Netzwerkes werden sicher für ausführliche Diskussionen vor Ort sorgen. So was geht nur in Präsenz! Wir sehen uns in München, vom 19. Bis 21. Oktober!
forciert der bpt die Qualitätssicherung