Die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Friesoythe liegt malerisch gelegen in einem kleinen Städtchen im Oldenburger Land, fast genau in der Mitte zwischen Oldenburg und Cloppenburg. Unsere Schwerpunkte liegen in der Behandlung von Rindern, Schweinen und Geflügel. Daneben wächst die Kleintierpraxis von Jahr zu Jahr und ist bestens auf die kleinen und großen Patienten sowohl technisch, als auch personell eingestellt.
Daher ist es uns wichtig und auch ein Bedürfnis, am Notdienst teilzunehmen. Ich schreibe es genau so, denn alleine schaffen wir das nicht. Bevor wir uns mit 27 anderen Praxis aus dem Landkreis Cloppenburg für den Notdienst zusammengeschlossen haben, teilten sich 5 Praxen ein kleineres Gebiet (der Landkreis Cloppenburg Nord), so dass quasi jeder alle 6 Wochen den Notdienst zu verrichten hatte.
Seit Beginn diesen Jahres wird der Kleintier-Notdienst zentral für den gesamten Landkreis Cloppenburg angeboten, so dass jeder teilnehmende Kollege einmal im Vierteljahr einen Dienst übernimmt.
Aus technischer Sicht kam es zu weiteren Verbesserungen: statt wöchentlich Anzeigen zu schalten, wer denn nun dran ist (was leider mehr als einmal nicht geklappt hat), haben wir jetzt eine zentrale Telefonnummer, die den Kunden zu dem entsprechenden Kollegen weiterleitet. Aus unserer Sicht hat sich dieses System bewährt.
Im Januar diesen Jahres war es dann auch gleich so weit, die TGF durfte das neue Modell testen, und davon möchte ich berichten:
Unsere Samstagssprechstunde beginnt um 9.00 Uhr und endet in aller Regel gegen 11.00 Uhr. Die tierärztliche Fachangestellte und der Kleintierarzt sind vor Ort, so dass es mit Schwung in den Notdienst gehen kann. Eine Mittagspause war uns vergönnt, bevor wir einen passionierten Jägersmann in der Notrufleitung hatten, der seinen Jagdhund aus einem Dachsbau ausgraben musste und nun mal schauen wollte, ob dem Hund was fehlte. Der Dackel kam mit völlig geschwollener Schnauze, aber ansonsten guter Dinge in das Sprechzimmer. Er war mit sich zufrieden. Man konnte schon auf einem Blick sehen, dass der Freund Dachs mehrfach zugeschlagen hatte. Mit Konsequenzen. Der Oberkiefer war mehrfach gebrochen und der Unterkiefer auch. Eine Notfallversorgung wurde direkt eingeleitet und eine Klinik gefunden, die sich diesem Problem annehmen wollte. Dem Dackel geht es wieder gut und er geht bereits schon wieder in die Jagd. Wenn auch vorerst nur als Ansitzbegleitung……
Eine halbe Stunde später durften wir einen Labrador begrüßen, der sich mit seinem Kumpel um ein Stück Wurst gestritten hatte und nun einen ordentlichen Biss im Vorderlauf vorweisen konnte.
Der nächste vierbeinige Freund hatte zum Abendbrot Rattengift.
Um 22 Uhr stellte eine besorgte Besitzerin ihren kleinen Freund mit einer schmerzhaften Analbeutelentzündung und einer ausgewachsenen Hernia perinealis vor. Auch dem konnte geholfen werden.
Zum Schluss gegen 22.30 Uhr mussten wir uns noch um ein akutes Abdomen kümmern.
Danach war dieser Tag auch für uns erst einmal beendet.
Am Sonntag wurde morgens viel telefoniert – manchmal reicht ja schon hier und da ein fachkundiges Gespräch, um den Patientenbesitzer zu beruhigen, vor allem, wenn ein Nutella-Brötchen vom Frühstückstisch direkt in den Magen eines Retrievers verschwindet.
Ab 14 Uhr versorgten wir einen tiefen Einriss in einem Malinois Ohr. Die junge Hündin hatte ihr Gebiet abgestreift und kam stark blutend zurück.
Um 18 Uhr wurde es ernst mit einer Sectio cesarea. Die Hündin hatte um 12.00 Uhr ihre Geburt beendet. Ab 17 Uhr ging es ihr nicht gut. Ein letzter Welpe hatte sich im Geburtskanal verkeilt. Da die Fruchtblase geöffnet war, ist dieser Welpe erstickt und konnte – trotz aller erdenklicher Bemühungen – nicht mehr gerettet werden.
Schließlich wurde uns um 22 Uhr ein Dackel mit Bauchweh vorgestellt. Ein Röntgenbild wurde u.a. angefertigt und siehe da……die Büroklammern aus dem Homeoffice konnten gefunden werden…..
Damit beschlossen wir den Sonntag.
Man kann den Notdienst aus vielen Perspektiven betrachten. Ich finde es immer wieder spannend und da wir nun nur noch einmal vierteljährlich die Freizeit opfern müssen auch noch familienverträglich.
Zum Schluss noch ein Gedanke: Vielleicht gelingt es uns in naher Zukunft auch die Patientenbesitzer zu erreichen, die sich zwar anmelden, aber dann doch nicht erscheinen …..alleine schon wegen der Rechnungslegung ……
Sabine Maas, Friesoythe