Im Forschungsprojekt „Umgang mit Haustieren in den sozialen Medien“ analysieren Wissenschaftlerinnen, wie die Vierbeiner auf den Plattformen dargestellt werden und wie das bei den Nutzenden ankommt.
Die sozialen Medien wie Instagram, TikTok und Co. nehmen einen rasant wachsenden Stellenwert in der Gesellschaft ein. Unter den unzähligen Beiträgen befinden sich zahlreiche Tiervideos – der kleine Mops, an dessen Alltag wir teilhaben können; die Katze, der mal wieder ein Missgeschick passiert ist oder eine Challenge, die Besitzer*innen mit ihren Tieren durchführen. Für viele User*innen stellen Tiervideos oftmals die perfekte Ablenkung zum Alltagsstress dar. Tiere sind süß, wirken teilweise raffiniert oder unbeholfen – doch eines haben sie gemeinsam: sie bereiten den Zuschauer*innen viel Freude. Doch ist die Freude auch auf der Seite der Tiere?
Dieser Fragestellung wird im Forschungsprojekt „Umgang mit Haustieren in den sozialen Medien“ des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover seit Juni 2022 nachgegangen. Im Fokus stehen nicht-offensichtlich tierquälerische Social Media-Beiträge, welche für den Laien harmlos wirken können. Ziele sind die Untersuchung von Inhalten und der Verbreitung tierschutzrelevanter Videodarstellungen auf verschiedenen Plattformen sowie die Analyse der gesellschaftlichen Wahrnehmung derartiger Videos. Zusätzlich erfolgt eine Aufklärung und Sensibilisierung der Gesellschaft, um der Verbreitung tierschutzrelevanter Videoinhalte entgegenzuwirken.
Die Ergebnisse der im Rahmen des Projekts durchgeführten Umfrage zeigten unter anderem, dass 98.5% der Befragten (ngesamt=3033) bereits Kontakt zu Tiervideos hatten. Für 45.8% der Befragten (ngesamt=2977) war oft oder sehr oft Tierleid in den Videos erkennbar. Die Personen, die in ihrem ausgeübten oder angestrebten Beruf Kontakt mit Tieren haben, trauen sich eher zu, Tierleid in Videos verlässlich zu erkennen als diejenigen, die keinen Kontakt mit Tieren in ihrem ausgeübten oder angestrebten Beruf haben.
Im Rechercheteil wurde nach vermeintlich lustigen Videos, die Tierleid beinhalten können, auf verschiedenen Plattformen (TikTok, Instagram und YouTube) gesucht und die Inhalte präzise analysiert. Die Ergebnisse zeigten unter anderem, dass in 53 % aller Videos Situationen vorkamen, die für die Tiere eine Verletzungsgefahr bedeuten können. In 83 % aller Videos waren Tiere zu sehen, die Anzeichen von Stress zeigten. Mehr als die Hälfte aller analysierten Videos präsentierten Tiere mit Beeinträchtigungen (ngesamt=165), 55.7% davon waren Qualzuchtmerkmale.
Basierend auf den Projektergebnissen wurde die Öffentlichkeitsarbeit gestaltet. In Form von Vorträgen auf eigenen und diversen anderen Veranstaltungen konnten Personen aus unterschiedlichen Berufsgruppen (u.a. Tierärzteschaft, Lehrerschaft, Zoofachhandel) erreicht und sensibilisiert werden. Auf dem offiziellen Instagram-Kanal des Projekts (@tierschutz.socialmedia, www.instagram.com/tierschutz.socialmedia) wird über diverse Themen rund um die aktuelle Darstellung von Tieren in den sozialen Medien und die damit verbundenen Gefahren informiert.
Durch die Erstellung und kostenlose Bereitstellung verschiedener Informationsmaterialien als Print- und Online-Formate werden die Informationen vielen Menschen zugänglich gemacht.
Das Logo des Projekts „Kein Like für Tierleid“ eignet sich ideal zum Einbau in Webseiten oder Präsentationen. Ein entwickelter Flyer fasst wichtige Informationen in Kürze zusammen und kann in Tierarztpraxen ausgelegt werden. Ergänzend dazu können die erstellten Poster für Erwachsene und für Kinder (entsprechend angepasst) im Wartezimmer platziert werden. Die Poster zeigen das Ausdrucksverhalten von Haus- und Heimtieren sowie Anhaltspunkte zum Erkennen von Tierleid in Videos. Die entwickelten GIFs (Graphics Interchange Format) bieten ein enormes Potenzial, viele Menschen (auch international) zu erreichen und für den Tierschutz in den sozialen Medien zu sensibilisieren. Diese GIFs können in eigene Social Media Inhalte eingebunden werden und sind auf Plattformen wie Instagram unter den folgenden Suchbegriffen zu finden: tiho, keinlikefürtierleid, nolike, animalabuse.
Alle Printmaterialien und PDF-Formate der erstellten Materialien sind auf Anfrage bei Tierärztin Alina Stumpf kostenlos erhältlich.
Ansprechpartnerinnen zum Projekt:
Tierärztin Alina Stumpf, PD Dr. Michaela Fels
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie
Das Projekt wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung aus dem Niedersächsisches Vorab: Zukunftsdiskurse.