Landesverband praktizierender Tierärztinnen und Tierärzte Niedersachsen und Bremen e.V.


Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist eine von 38 weltweit bekannten Katzenarten. Sie kommt zwar in nahezu allen europäischen Ländern vor, ist in weiten Teilen jedoch selten und daher laut Bundesnaturschutzgesetz „besonders/streng geschützt“. Insbesondere anthropogene Einflüsse wie der Straßenverkehr und der Verlust des natürlichen Lebensraums stellen für Wildkatzen eine große Gefahr dar. Ebenso birgt die Verwechslung mit Hauskatzen ein enormes Risiko für Wildkatzen.

Europäische Wildkatzen sind nicht etwa verwilderte Hauskatzen (Felis catus), sondern streiften bereits durch die Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mitbrachten. Ihr braun-grau gemustertes, verwaschenes Fell ähnelt aber durchaus dem manch einer Hauskatze. Besonders die stärker gemusterten Jungtiere sind optisch kaum vom Hauskatzennachwuchs zu unterscheiden. Vor allem zur Jungtierzeit von April bis August nehmen Spaziergänger*innen daher regelmäßig kleine Wildkatzen mit aus dem Wald – in der Annahme, dass es sich um verwaiste Hauskätzchen handelt. Die jungen Wildkatzen sind meistens weder in Not noch verlassen, denn ihre Mutter ist oft nur kurz auf Mäusejagd. Dass die gut gemeinte, aber laut Bundesnaturschutzgesetz sogar verbotene Tat tödliche Folgen für junge Wildkatzen haben kann, ist dabei wenigen bekannt. Denn nicht selten sterben Wildkatzen in menschlicher Obhut durch falsche Ernährung oder Krankheiten innerhalb der ersten Tage. Zudem sind Wildkatzen nicht zähmbar und leiden in menschlicher Haltung teils so sehr, dass sie sich selbst verstümmeln. Im besten Fall landen die jungen Wildkatzen in spezialisierten Auffangstationen, in denen sie aufgepäppelt und in einem langwierigen und mühsamen Prozess wieder ausgewildert werden.

Vor diesem Hintergrund startet der BUND-Bundesverband mit den sieben Landesverbänden HE, NI, NRW, RLP, TH, SL und SN die von der Postcode Lotterie geförderte Informationskampagne „Vorsicht Wildkatze“. Diese soll Menschen in den Regionen mit Wildkatzenvorkommen für die Verwechslungsgefahr von Wild- und Hauskatze sensibilisieren; mit dem Ziel, die Anzahl der aus dem Wald mitgenommenen jungen Wildkatzen zu minimieren. Gleichzeitig soll der Umgang mit jungen Wildkatzen, die dennoch in menschlicher Obhut landen, optimiert werden.

Was kann ich tun, wenn ich ein graugetigertes Katzenjunges im Wald entdecke?
Möglicherweise sind Sie auf eine junge Wildkatze gestoßen, das Muttertier ist aber oft nur  auf der Jagd und wahrscheinlich ganz in der Nähe. Sobald sich die Menschen entfernen, kehrt sie meist rasch zu ihren Jungtieren zurück.
Halten Sie daher bitte Abstand und ziehen sich möglichst zügig und leise zurück. Nur in Ausnahmefällen sind die aufgefundenen Wildkätzchen tatsächlich in Not. Bei Unsicherheit können Sie etwa 6-8 Stunden später wiederkommen und/oder sich an unsere BUND-Wildkatzenbüros vor Ort wenden.

Wie kann ich als Tierarzt/Tierärztin unterstützen?
Sollte eine vermeintliche junge Wildkatze, oder auch eine verletzte adulte Wildkatze, in Ihrer Sprechstunde vorgestellt werden, kontaktieren Sie bitte die zuständige Naturschutzbehörde und eines unserer BUND-Wildkatzenbüros. Fotos Ihrer Patientin können dann hilfreich sein. Wir stellen Ihnen auch gerne Informationsmaterial zur Verfügung, welche Behandlungen für Wildkatzen ungefährlich und sinnvoll sind. Ebenso haben wir Broschüren, welche Sie in Ihrer Praxis auslegen können. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Weitere Informationen und Kontakt:

„Vorsicht Wildkatze“:
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/projekt-vorsicht-wildkatze

BUND Wildkatzenbüros:
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/bund-ansprechpartnerinnen

Katharina Stenglein