Lieber Kolleginnen und Kollegen,
als neu gewählte Präsidentin der Tierärztekammer Niedersachsen möchte ich mich Ihnen vorstellen.
Mein Name ist Christiane Bärsch, ich bin 44 Jahre alt und seit 14 Jahren Inhaberin einer Kleintierpraxis im Süden der Region Hannover, in Laatzen. Seit 2005 bin ich verheiratet und habe mit meinem Mann zwei zehnjährige Söhne, zwei Hunde, zwei Schildkröten und ein paar Dutzend Fische. Ich liebe es, zu lesen, im Garten zu werkeln und Spieleabende zu machen, und seit einiger Zeit habe ich auch das Theaterspielen als Hobby für mich entdeckt.
In Kontakt mit der Berufspolitik kam ich vor gut zwölf Jahren. Als die Vorbereitungen zum niedersächsischen Tierärztetag 2011 starteten, war ich im Rahmen eines Nebenjobs mit im Team der Kammer-Geschäftsstelle. Die Mitarbeit an der Veranstaltung war eine beeindruckende Erfahrung, und ich habe die konstruktive Arbeit im Planungsausschuss, insbesondere die Zusammenarbeit von Kammer und bpt Landesverband, als sehr positiv erlebt. Ein knappes halbes Jahr nach dem Tierärztetag fand die Kammerwahl statt, und ich habe mich, motiviert durch diese guten Eindrücke, recht spontan als Kandidatin aufstellen lassen.
In meiner ersten Wahlperiode habe ich dann im Ausschuss für Arzneimittel und Gebühren mitgearbeitet und mit dem Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit diverse Veranstaltungen und Veröffentlichungen geplant und durchgeführt. Durch meine Mitarbeit in der Geschäftsstelle im Bereich Fort- und Weiterbildung habe ich dann auch diesen Ausschuss kennen gelernt.
Etwas später habe ich dann den Vorsitz in unserer Kreisstelle übernommen, um den Kontakt zwischen der Kammer und den Tierärzten „draußen“ zu erleichtern und zu zeigen, was die Kammer überhaupt alles macht, außer Fortbildungsnachweise zu überprüfen.
In der nächsten Wahlperiode von 2016 bis 2021 war ich dann Mitglied des Vorstands. Die Arbeit im Vorstand war immer sehr konstruktiv und hat mich auch oft über meinen Kleintierpraxis-Tellerrand schauen lassen. Es war für mich selbstverständlich, dass ich weiterhin berufspolitisch arbeiten und dies auch noch ausbauen möchte, und die Vorstandsarbeit sowie die Einblicke in die Arbeit der BTK bei Delegiertenversammlungen oder deutschen Tierärztetagen haben dazu geführt, dass ich mich nach dem Ausscheiden von Dr. Uwe Tiedemann aus der niedersächsischen Kammerversammlung um das Ehrenamt der Präsidentin beworben habe.
In der jetzigen Kammerversammlung hat durch 22 neue Mitglieder (von 39!) ein regelrechter Generationenwechsel stattgefunden, was zwar einen Einschnitt bedeutet, aber auch eine große Chance ist. In den konstituierenden Sitzungen der neu besetzten Ausschüsse und in vielen Einzelgesprächen fiel mir bei allen KV-Mitgliedern ihr Engagement und ihre Lust auf den berufspolitischen Einsatz auf, es weht sozusagen ein frischer Wind mit neuen Ideen und Lösungswegen in allen Gremien. Die Tiermedizin wird jünger, weiblicher, digitaler – und diesen Weg geht nun auch die Kammerversammlung.
Eins der für mich wichtigsten Themen für die praktizierenden Tierärzte wird sicherlich der Notdienst sein. Wir erleben in den letzten Jahren eine Umstrukturierung der tiermedizinischen Landschaft: von der klassischen ständig erreichbaren Ein-Mann-Praxis hin zu größeren Praxen, Kliniken und Praxisketten mit jüngeren Angestellten, die sich völlig verständlich nicht nur faire Bezahlung, sondern auch familienfreundliche feste Arbeitszeiten wünschen! Hier werden wir Lösungen finden müssen, denn einerseits müssen und wollen wir den Patienten eine gute Notfallversorgung bieten, andererseits dürfen aber die Tierärzte nicht auf der Strecke bleiben!
In der Landwirtschaft kommt es durch die neue Nutztierstrategie und die Empfehlungen der Borchert-Kommission zu einem Wandel, den wir Tierärzte begleiten und bei dem wir insbesondere den Tierschutz im Auge behalten müssen. Dies betrifft die Praktiker ebenso wie Tierärzte im öffentlichen Dienst, die als Partner zusammenarbeiten.
Ohnehin sollten wir bei den kommenden Aufgaben an einem Strang ziehen. Es ist mir ein Anliegen, alle tierärztlichen Berufsgruppen zusammen zu bringen und in den berufspolitischen Gremien einen konstruktiven und kollegialen Austausch zwischen Kleintierpraktiker und Großtierpraktiker, zwischen beamtetem und praktischem Tierarzt, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Industrie und Forschung, zwischen jüngeren und erfahreneren Tierärztinnen und Tierärzten zu fördern.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der neuen Kammerversammlung sehe ich sehr optimistisch in die Zukunft; ich denke, wir werden vieles anstoßen und hoffentlich gemeinsam eine Menge bewegen!